Auf unserer Dachterrasse sitze ich.
Dankbarkeit leuchtet in mir auf. Eine ruhige, volle, runde Dankbarkeit.
Fast so wie der Mond, der mit seinem Schein, die dunkle Silhouette des erhabenen Ahornbaumes vor mir zeichnet.
Die Flamme springt, erleuchtet einen anderen Moment.
Einen Moment der Dankbarkeit, gar nicht lange her. Dankbarkeit erfüllt mich, einem weiteren Paar etwas mehr Frieden verschafft zu haben.
Eine Mediationssitzung:
Meiner Intuition folgte ich.
Den ersten Streit hätte ich auflodern lassen können, als ein Trennungsdatum auf das Stammdatenblatt geschrieben wurde.
Sie sah es und antwortete: „Das hast Du jetzt so festgelegt, oder?“
„Es ist nur ein Anhaltspunkt für mich. Es steht dadurch nichts fest“. Stellte ich in den Raum.
Sie riss sich sichtlich zusammen und füllte ihre eigenen Daten aus.
Ich nahm einen Umweg.
Einen Umweg über konkrete Daten. Über das Sammeln der Themen. Über die Bedürfnisse der Klarheit, der Machbarkeit zu einem konkreten Thema.
Es wird leichter einen klaren Blick zu bekommen, je mehr klare Daten im Raum stehen.
Je mehr klare Wünsche erkannt wurden.
Und doch war die unterschwellige Anspannung dauerhaft im Boot.
Die Frage des Trennungsdatums. Sie schlich sich wieder herein.
Eine Frage, die relevant wird im laufenden Unterhalt.
Meine Intuition gebat mir Ehrfurcht vor diesem Moment.
Ich ertappte mich dabei, nach einer ersten Frage in normaler Lautstärke stiller zu werden, leiser zu sprechen. Die Mediantin verstand meine Frage nicht.
„Wann ist aus Ihrer Sicht der Trennungszeitpunkt?“
„Wie bitte?“
Eine Pause.
„Wann – Stille – ist aus Ihrer Sicht Ihre Ehe …. gescheitert?“
Ihre Augen zeigten Erschrecken, zeigten Ratlosigkeit.
„Gescheitert. Ja, das sind wir wohl.“ Waren seine ruhigen, in sich gekehrten Worte. Den Blick von allen abgewandt. „Das sind wir schon lange vor diesem Datum.“ Wehmut lag in seiner Stimme.
„Ja, wohl 4 Jahre vorher.“ Fand sie leise, traurig ihre Stimme wieder.
Die Frau, die zu Anfang des Treffens gerne laut geworden wäre. Deren Wut bisher eine eigene Präsenz im Raum gehabt hatte.
Jetzt liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Tränen, die die Anspannung lösten.
Es fand sich das eine oder andere Lachen auf dem Gesicht der Mediantin im weiteren Verlauf der Mediation.
Sie war jetzt da, da in diesem Raum, in dieser Mediation.
Dankbarkeit und Demut erfüllte mich, diesen Schritt zum inneren Frieden miterleben zu dürfen.
Sie erfüllt mich bis jetzt.
Wie funktioniert nun Mediation?
Ganz sicher auch durch Ablauf und Struktur.
Und doch ganz wesentlich durch INTUITION und GEWAHRSEIN des Augenblicks.
Ihre
Barbara Eiblmaier
Familienmediatorin
Fachanwältin für Familienrecht